September 2011
Mein Freund und ich waren dieses WE wieder gemütlich an der Lahn angeln. Wie immer an unserer Lieblingsstelle- schön versteckt unter ein paar tief hängenden Bäumen. In der Regel gingen und gehen wir an dieser Stelle immer auf Barsch mit einem 25 er Grundblei und Tauwurm.
Mein Freund ist etwas faul was die Montagen sowie die Köderauswahl an geht und da ich noch " Azubi" bin und demnach nicht so viel Erfahrung mitbringe, schloss ich mich seiner Köderauswahl bisher immer an.
Doch diesmal hatte ich mir fest vor genommen, mehr " Selbstinitiative" zu bringen. Der Ansitz begann 12 Uhr mittags. Wir trafen noch einen Bekannten aus dem Verein und holten uns noch ein paar Tipps/ Erfahrungen ab, - ich im speziellen natürlich über die Hechte. Nachdem ich ja hier schon einige sehr gute Tipps bekam, war ich heiß, endlich auch mal meinen ersten Hecht live zu sehen.
Anfangs hatten wir, wie sollte es auch anders sein, eineinhalb Std Bissflaute. Um 14:00 Uhr gings dann wie gewohnt mit den Barschen los. Leider waren 4 von 5 untermaßig. Zu meinem Glück jedoch bekamen wir bei einem den Haken nicht ohne zu starke Verletzungen aus dem armen Kerl. Ergo war dies mein Köderfisch. Ich überlegte, was ich nun genau damit anstellen müsse, um Ihn ins Wasser und vor allem auch wieder raus zu bekommen.
Ich kramte eine Montage vom Lidl raus mit einem Metallbügel, 2 Drahtstangen samt Drillingen an deren Ende sowie so nem Draht dran. Gedanken zur Anwendung hatte ich mir vorher gemacht. Bügel ins Maul und Drillinge an die Afterflossen ran. Einen rechts einen links. Mein Freund erklärte mich schon für verrückt, da ich gut ne halbe Std Zeit aufwendete.
Zugegeben - mein Antrieb war die Hoffnung, denn sonst hätte ich diese Fummelei auch nicht durchgestanden. Doch für das erste Rendevouz soll eben alles perfekt sein, auch wenn man noch damit rechen muss, dass die Dame doch nicht erscheint.
Nun war es halb vier und mein Köderfisch endlich fertig. Rute raus, Grundblei und Montage ab und den toten Fisch ran. Ich fühlte mich wie ein kleines Kind vor der Weihnachtsbescherung. Dies bestätigte sich dann auch beim Auswerfen. Warum flog der Fisch nicht in das von mir anvisierte Ziel? Ja nicht mal in mein Blickfeld....Hmmm...ich vernahm Gelächter aus dem Hintergrund. Mein Freund saß nicht mehr wirklich auf seinem Stuhl. Mein Blick wanderte vom Zielgebiet über die Bäume zur Rute. Dort hatte der Schnurfangbügel einfach nur seine Aufgabe erfüllt. Nicht mehr und nicht weniger.
Ok.
Nun aber Versuch Nummer 2. Diesmal aber mit aufgeklappten Schnurfangbügel. Funktioniert dann einfach besser.
Mein Blick war wieder wie versteinert auf das Zielgebiet gerichtet - aber wieder flog kein Fisch ran. Diesmal lag die Fehlerquelle am Baum. An dieser Stelle sei angemerkt, daß in diesem Baum schon derart viele Wobbler, GuFis usw von meinem Freund hängen, dass er mit der Warenwand in nem Angelladen verwechselt werden könnte. So kam auch ich als Anfänger sehr schnell zu dem Ergebnis, dass dort oben definitiv kein Biss zu erwarten ist.
Beim dritten Mal gelang es mir dann endlich, den Köder zu platzieren. Er sank auch wunderbar ab, denn an die Schwimmblase hatte ich gedacht. Mein Freund war der Ansicht, dass ich ihn ersteinmal auf dem Grund liegen lassen solle.
Die Zeit verging und es war 16:00 Uhr. Kein Biss. Dafür musste mein Freund, der am Vortag das Falsche gegessen hatte, mal wieder samt Cellulosepapier im Gebüsch verschwinden. Aus Langeweile begann ich, den Köderfisch einzuholen. Enttäuscht darüber, dass ich keine Biss hatte, freute ich mich wenigstens, dass die Konstruktion hielt und ich den Fisch wieder auswerfen konnte. Gesagt getan.
Flatsch.
21-22-23- Grundkontakt.
Langsam einholen. Pause. Einholen. Pause. Einholen. Hänger - etwas fester einholen- noch fester einholen. Komisch. Der Hänger zieht gegen die Strömung!! Ok, Ruhe bewahren - Schock bekämpfen. Was nun? Anschlagen? Gute Entscheidung! Die Rutenwahl jedoch leider nicht..... mit der parabolischen Biegekurve war der Anschlag fast unmöglich zu setzen. Mein Adrenalin war zu diesem Zeitpunkt schon so zu Kopfe gestiegen, dass ich aufgrunddessen jede eventuelle Fehlentscheidung auf Blutarmut im Gehirn schieben könnte.
Ich kurbelte; ich kurbelte stärker; ich kurbelte immer stärker; ich kurbelte zu stark! Der Wiederstand war weg! Verlustangst in nicht gekannten Ausmaß machte sich breit. Wo war der Köderfisch? 5 m ..... 10 m vom Ufer? Dann sah ich den nun leicht deformieren Köderfisch aufsteigen. Und nicht nur Den. Hinter ihm aus dem Dunkel Zähne und ein offenes Maul.
Ich war wie versteinert. Das einzige, was schneller in die Höhe schoss als der Hecht, war wieder mein Adrenalin. Nicht mal ein Hilfe bekam ich aus meinem Mund.
Der Hecht schnappte zu und ichs schlug natürlich dummerweise sofort und derart an, dass der Köder ohne Hecht aus dm Wasser katapultiert wurde.....Mann, was fluchte ich...
Doch stopp! Was einmal klappt, geht auch noch ein zweites Mal! Oder wollte ich nur einfach nicht die Hoffnung verlieren? Die Omi am anderen Ufer, die bis Dato ständig Steine ins Wasser warf, verfolgte das ganze dann auch mit Spannung.
Köder wieder ins Wasser und kurbeln. Kein Widerstand! Kein Biss! Mein Optimismus verflog mit jedem Meter, den der Köderfisch dem Ufer näher kam. Dann ein Blitz von rechts, parallel zum Ufer. Biss!!!! Gut 2/3 des Barsches waren im Maul verschwunden. Der Hecht war unmittelbar vor mir parallel zum Ufer. Sch .... fuer das, was ich bisher live gesehen hatte, war das Ding riesig! Anschlag! Sitzt ! Drill !
Mit was für einer Kraft das Ding zieht, damit hätte ich nie gerechnet... ich zog mit einer Gewalt und plötzlich sprang der Hecht aus dem Wasser. Einen Meter vor mir auf Augenhöhe ! Was ein Apparat! Ich stand auf einem kleinen Erdsteg, der einen Meter ins Wasser ragte und so landete der Hecht genau neben mir in 10 cm tiefem Wasser. Dummerweise ohne Köder im Maul. Er hatte sich frei gedreht.
Ich fühlte mich wie ein Lottogewinner, der plötzlich seinen Tippschein nicht mehr findet....
2 Sekunden überlegte ich, ob ich auf ihn springen solle, doch vor den Zähnen hatte ich irgendwie Respekt....
Die Omi war am Lachen..... und ich sprang wie wild auf der Stelle rum und war am fluchen....
Mein Freund kam 5 Minuten später den Weg herab und fragte mich, was hier los gewesen sei, da unser Lager aussah, als hätte eine Bombe eingeschlagen.
Überall Sand in und auf den Taschen- die Boxen umgestossen.
Erst jetzt schaute ich auf die Uhr und realisierte, dass wir 16:20 Uhr hatten und der verlorene Kampf etwa 15 Minuten dauerte.
Ich kann mich nicht erinnern, wann ich das letzte Mal so einen Adrenalinschub hatte! Ich stand ne halbe Std später immer noch zitternd und kreidebleich am Ufer......
Der ein oder andere wird diese Anekdote aus der FiHi kennen, doch kaum ein anderes Erlebnis hat mich so geprägt.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen