Test : D.A.M. Neo Finesse 15
Werbetext des Herstellers :
"Jede der neuen Neo Ruten ist durch die coole weiße Optik und das kosmetische Feintuning ein kleines Kunstwerk. Der Blank dieser kompakten Spinnrutenserie ist aus einem neuen PBO-Material, welches sehr nahe an die makellose Qualität unseres Nano Karbon-Blank heranreicht. Es hat allerdings einen signifikant niedrigeren Preis. Die Ruten haben eine schnelle Aktion, sind sehr leicht und sehen klasse aus!
Die Neo-Serie wird besonders die Fans des Street- und Urbanfishing ansprechen, sind aber selbstverständlich die perfekten Alleskönner Raubfischruten!"
Speziell über die Finesse-Ruten heisst es :
"Die Ruten sind für ultraleichtes und präzises Angeln entworfen worden. Alle Komponenten wurden so hergestellt, dass Sie den ultimativen direkten Kontakt zum Fisch haben und jederzeit alles spüren können, was sich unter der Wasseroberfläche abspielt. Die extrem parabolische Aktion wird durch eine lange Reihe von kleinen Ringen entlang des gesamten Blanks, welche die Schnur perfekt führen, unterstützt. So wird die gesamte Kraft der Rute ausgenutzt. Mit dieser Rute in städtischen Gebieten auf Barsche und kleine Zander zu fischen ist eine einmalige Erfahrung!"
Preis : 59,00 €
Technische Daten :
° Länge der Rute = 2,10 m
° Gesamtgewicht = 153 g
° Wurfgewicht = 5-15 gr
° Beringung = SiC-Ringe; 15 Stk.; (D.A.M.)
° Blank = Carbon / PBO, 2-teilig
° Griff = Korkimitat, 2-teilig
° Rollenhalter = D.A.M.- Hausmarke; v.h. geschraubt
Eigene Anforderungen :
Zwischen den Jahren stand ich geschlagene 5,5 Std im Angelladen meines Vertrauens und verglich diverse Hechtruten und Rollen. In dieser Zeit stach mir- und das ist bei der Farbgebung auch vollkommen normal - die D.A.M. Neo Rute ins Auge.
Diese leichte Spinnrute in "Zebrastreifen-Tarn" liess mich den ganzen Tag nicht los und so bestellte ich mir Hals über Kopf die Gerte in 2,10m, da mir die 1,80m - Variante etwas zu kurz erschien.
Was hat mich so sehr an dieser Rute fasziniert?!? Ich wollte schon immer eine "vollparabolische" Rute haben, wo der Drillspass im Vordergrund steht. Und diese Rute ist für mich ein Mittelding zwischen der DAIWA Megaforce ( supersensible Sptizenaktion mit maximalem Rückgrat ) und der BALZER Outlaw Bulletproof Lure 22 ( Spitzenaktion, die im Drill zur Semiparabolik über geht ) mit eben dem + an Drillspass.
Klar hat die DAIWA die bessere Bisserkennung und die BALZER das bessere Rückgrat, aber beiden felht die parabolische Aktion. Muss man eben vor dem Kauf wissen und bedenken.
Persönlicher Test :
Als im März das Telefon klingelte und der Angelshop Hamm am anderen Ende war, hatte ich die Bestellung schon gar nicht mehr im Hinterkopf gehabt. Schade, dass ich die Rute nicht schon gleich zu Beginn der Hechtschonzeit nutzen konnte. Hätte gut gepasst...
2 Tage später war der Kauf vollzogen und ich das erste mal mit der Rute am Wasser. Als Rolle entschied ich mich für die Biomaster, da diese mit 205g die Rute in die Balance brachte.
Doch wie geht das? Der Blank ist doch auch an der Spitze etwas dicker und mit 15 Ringen wurde bei der Schnurführung auch nicht gerade mit Gewicht gespart.
Wer meine Berichte etwas verfolgt, wird bemerkt haben, dass die BALZER Outlaw auch um die 150g auf die Waage bringt und ich bei dieser eine etwas schwerere Rolle ran gehängt hatte. Der Griff, das kommt erschwerend hinzu, ist bei der Neo nach "hinten heraus" auch wesentlich kürzer.
Ich erkläre mir das mit 2 Punkten.
Zum einen besteht der Blank ja aus einem neuen Material - PBO genannt. Und als ich mit ner Taschenlampe den Blank bzw die Ringbindungen "röntgte", fiel mir am Handteil der Rute auf, dass ich dieses komplett mit der Lampe durchleuchten konnte.
Mein Verdacht geht also in diese Richtung, dass die beiden Rutenteile aus verschiedenen Materialien gefertigt wurden und somit das untere Rutenteil das höhere Gewicht der Rute "enthält". So umgeht man die Kopflastigkeit. Egal wie, das Ergebnis passt.
Was stelle ich mit der Rute alles so am Wasser an ? Hier wie immer die Übersicht der genutzten Köder.
- Jigköpfe : 3-10g
- Gummifische : 3,5-12cm (kein Scherz...)
- Spinner : Grösse 2-3
- Wobbler : 5-8cm
- Blinker : 15g
Die aufgelisteten Köder setzen natürlich alle voraus, dass die Rute mit der Schnur versehen wird. Und genau das dauert....
Die 0,10 Balzer Ironline mit Feuerzeug anschmoren, dann durch die 15 Ringe fädeln, deren Schwierigkeitsgrad ( das Loch zu treffen ) sich mehr und mehr erhöht. Danach einen schicken 2-fach gedoppelten und verbesserten Albright-Knoten für den Übergang von Geflecht auf das 0,35 Mono und zuguterletzt Stahl / Flouro dran. Zeitansatz dafür 10-12 Minuten. Wie ich das liebe...
Wirklich lieben hingegen tue ich meinen Standartköder- den 5 cm Kopyto. Drum kam dieser auch zuerst an die Montage. Erster Wurf und das Prozedere ging erneut los. Durch die 3 verschiedenen Ruten des selbigen WGs ( zumindest sehr ähnlichem... ) in den letzten Wochen fehlte mir noch das Gefühl und der Kopyto flog samt 5 g Jig am anderen Ufer in den Baum - Abriss....
Nun war das auch noch der letzte Kopyto meiner Lieblingsfarbe und ich war gezwungen, auf schwarz-gelbe umzusteigen. Keine schlechte Idee, denn binnen 2 Std gabs darauf 2 kleine Hechte und 3 Aussteiger. Gratis dazu noch die Erkenntnis, dass eine parabolische Rute zwar toll ist im Drill, sie beim Anschlag allerdings doch ne andere Methode erfordert.
Weiter zu den Ködern. GuFis können bis knapp unter 10 cm in Kombination mit maximal 7,5 g schweren Jigs gefischt werden. Nimmt man schlanke Kauliverschnitte, so sind sogar Grössen bis 12 cm machbar ! Und obwohl der Blank sehr dick und damit träge wirkt, hat die Rute noch eine sehr gute Rückmeldung bei Jigs mit 3g Gewicht. Ursache hierfür wieder die Ringe :
Viele Ringe = viel Auflage in den Ringen = viel Reibung = viel Feedback
Ein 9,5cm Kopyto ist vom Tellerschwanzwiderstand aber auch das Maximum, was man noch der Rute bezüglich GuFis zumuten sollte. Ebenso Spinner in der Grösse 3 ala Mepps.
Wobbler bis 7 cm sind auch noch gut in Aktion zu versetzen.
Aufgefallen ist mir bei der Rute in Kombination mit allen Ködern auch, dass die vielen Ringe beim Auswerfen dafür sorgen, dass sich die Rute ordentlich auflädt. Man kommt mit Handgelenkwürfen genauso weit wie mit nem Gewaltwurf und kann deshalb die verwinkelsten Spots anwerfen. Selbst ein 2er Mepps fliegt überdurchschnittlich weit. Ich rede hier von locker 30 m...
An dem Punkt geht es wieder an die Aktion der Rute.
In den "Ersten Impressionen" kam ich auf die Enwirkung der vielen Ringe hinsichtlich der Aktion zu sprechen. Hier muss ich mich korrigieren.
Viele Ringe machen die Aktion nicht immer straffer, sondern es kommt auf die Art der Ringe an. Handelt es sich um 2-Stegringe, ist die Aussage richtig. Hier stützen die Ringe den Blank und versteifen ihn. Werden jedoch wie bei der D.A.M. Neo Einstegringe verwendet, kann man so die Aktion gezielt steuern und die Rute wird im Ganzen weicher und bekommt eine harmonischere Biegekurve, da die Schnur mehr "Angriffspunkte" am Blank hat.
andeutungsweise die Aktion |
In Fisch ausgedrückt bedeutet es, dass ein Barsch ab 20 cm ( dabei weisst die Rute eine Semiparabolik auf ) soviel Spannung aus dem Blank herausholt, dass ein Aussteigen unwahrscheinlich ist-sehr gut.
Ein 50+ Döbel entlockt natürlich die gesamte Vollparabolik und dem Angler ein fettes Grinsen während des Drills.
An die Grenze der Rute kam ich vor einigen Tagen, als mein Kopyto in der Hauptströmung durch einen 75-85 cm Esox verschlungen wurde. Hier konnte die Rute aufgrund der gut 25 m Distanz und der für den Fisch arbeitenden Strömung keinen Anschlag mehr durchbringen. Er stieg mir leider nach 8-10 m aus... Schade, denn DER hätte richtig Spass gebracht.
Aktuell fische ich die Rute auch sehr gerne, da sie zwar eine schicke Parabolik,- aber verhältnissmässig wenig Tendenz zu einem Schwabbelstock hat.
Auch die Wurfgewichtsangaben sind realistisch. Durch die gleichmässig kommende Aktion kann man die Rute auch deutlich ueber das WG belasten. 20g stellten für mein Modell kein Problem dar.
Belastbarkeitsprobe Meterhecht |
Da ich zu diesem Zeitpunkt eher grössere Köder fischte, bin ich mit der WFT Penzill Spin 1000 im Rollenhalter ausgestattet gewesen. Die war glücklicherweise etwas grösser als die Biomaster proportioniert. Der Drill war milde gesagt atemberaubend und wirklich fordernd.
Aber die Rute hat gehalten und richtig Spass gemacht. Mehr ist zum Thema Belastbarkeit des Blanks wirklich nicht zu sagen !
Test bestanden |
Verarbeitung :
Microringe und Spitzenring |
Die weiteren Ringe verdienen wirklich die Bezeichnung "Microringe". An keiner Rute habe ich bisher kleinere Ringe gesehen. Das degradiert allerdings die Rute zu einer reinen Sommergerte, da solche Ringe sehr schnell vereisen. Inklusive Spitzenring sind es insgesamt 15 "Schnurhalter". Der grösste Ring ist nicht genau mit dem Rollenhalter in einer Flucht. Hier merkt man dann doch den Preis.
Der 2-teilige Griff aus einem Korkimitat ist hübsch anzusehen und liegt sehr gut in der Hand. Leider nutzt sich die Korkbeschichtung doch mit der Zeit ab, sodass die Optik leidet. An der sehr guten Bisserkennung als auch dem überduchschnittlich gutem Ködergefühl ändert sich jedoch nichts.
Für eine 2,10m Rute fällt der Griff übrigens sehr kurz aus, sodass die Rute nach vorneraus beim fischen doch länger wirkt. Absolutes Plus !!!
Der hauseigene Rollenhalter macht einen robusten Eindruck. Er kann Rollen ab der 1000er Shimano Grösse aufnehmen. Das ist ein wichtiger Punkt, da z.B. die Balzer Metallica Microspin einen kleineren Rollenfuss aufweisst und diese Rolle nicht passt. Das Problem haben leider viele Ruten.
Auch an dieser Rute befindet sich leider keine Hakenöse. Ich hätte gerne eine.
2er Mepps, 5cm Kopyto am 5-7g Bleikopf, DS-Montage mit 10-15g Bleien.... wer seine verwendeten Köder darin wieder findet und gerne auf Barsch und Forelle geht, bekommt für einen günstigen Preis eine ordentliche und robuste Rute mit einer überdurchschnittlichen Bisserkennung und einem klasse Handling.
Auch Hechte bis 65 cm sind zumeist problemlos damit möglich. Trotzdem sollte man Hecht nicht als Zielfisch Nr.1 haben, wenn man an den Kauf dieser Rute denkt. Das Rückgrat ist nicht hart genug und erfordert schon etwas mehr Erfahrung bei grösseren Gesellen.
Sehr positiv ist wie erwähnt der kurze Griff und die überdurchschnittlich gute Bisserkennung.
Meine Sommerspassrute !!!
Toller und ausführlicher Bericht. Vielen Dank hierfür.
AntwortenLöschenHallo! Danke für den klasse Bericht. Eine Frage habe ich noch. Was hältst Du von der Rutenvariante mit einem Wurfgewicht bis 10 Gramm? Diese ist nur 1,80 lang. Glaubst Du, dass man damit deutlich kürzer wirft? Macht die Einschränkung beim Wurf-Gewicht bei den Zielfischen Barsch / Forelle so viel aus? Oder findest Du, dass die 15er-Rute auch ne Menge Drill-Spaß selbst bei 20er-Barschen bringt und man deswegen die 10er nicht braucht? Freue mich auf Antworten. Danke schonmal. Nico
AntwortenLöschenIch hatte eine 1,80m Variante in der Hand. Ich weiss nicht mehr das WG dieser Rute.
AntwortenLöschenSie war jedoch auch recht straff für eine Rute, die bei den Zielfischarten eher zu einer Parabolik tendiert. Ich fand die gut. Ködertechnisch musst Du leider selbst wissen, ob dir das Wg reicht.
Fakt ist, dass meine Rute sehr stabil ist und ich die Rute bereits volles Rohr beim Werfen mit 20-22 g belastet habe. Die hält...