Montag, 14. Januar 2013

Montag, 14.01.2013 : "Auf zu neuen Ufern"

Heute war es so kalt, dass ich mir zuerst ne neue "Angeljacke" gekauft habe. 
Ok, der Kauf war nicht nur abhängig von dem Kälteeinbruch. Aufgrund der letzten Schneidertage machte ich mir Gedanken um die Hintergründe. Mir fiel auf,dass ich nur dann Bisse zu verzeichnen hatte, wenn der Fisch mich nicht sehen konnte. Sprich geringe Wassersichtigkeit aufgrund Hochwassers. Oder hohe Gebüsche. Betrat ich das Ufer mit meiner signalfarbenen Jacke, so konnte ich mehrfach beobachten, wie die Fische "flüchteten". Chris hatte ich Anfang letztes Jahr über diese Aussage noch belächelt.... 

Schlag 1200 Uhr gings los. 
Die ersten Spots brachten nichts und als ich auch noch von einem Vereinskollegen die Info bekam, dass ein anderer Hecht-Spezi tagszuvor dort zugange war, fiel die Entscheidung gemäss der Überschrift. Auf die Uhr geschaut- perfekt- ab in die "Stretchlimo" aka Stadtbus und 30 Minuten Fussweg gespart. 15 Minuten am ersten Platz vergingen ohne Aktivität. Auch nicht nach dem 3 Köderwechsel. Meine Laune wurde durch den Verlust eines Keitechs abermals geschmälert. Spotwechsel. 

Juhu. Meine Lieblingsstelle war zugefroren. Da ich mich die letzten 2 Wochen ans Schneidersein gewohnt hatte, machte ich ein paar Meter. Am ersten Platz wurde mein "Mut" gleich mit dem ersten Fischkontakt belohnt. Ein halbstarker Hecht ging auf nen perlweiss-farbenen Quantum GuFi. Da allerdings 16 cm Köderlänge nicht ansatzweise im Verhältnis zu 40 cm Hechtlein stehen, konnte er mein Angebot nicht ganz annehmen. So sehr er sich auch bemühte.... Die nächsten 250-300 m Strecke ging dann leider nichts. 

Die folgenden Meter wurden jetzt schwierig. Ein typischer Abschnitt eben oberhalb eines Wehres. Erst breit und doch tief- dann nur tief (2-3m) und wenig Struktur bis auf ein paar Totholzstämme am Ufer. Genau diese waren in meinem Visier. Leider muss ich zugeben, dass diese Taktik nicht aufging. Ich konnte trotz verschiedenster Gummis nicht einen Nachläufer geschweigedenn einen Biss verzeichnen. 
Also gings weiter flussaufwärts. Hier war die Tiefe maximal 2 m kombiniert mit Schlammbergen. Hier waren dementsprechend auch die Abrisskanten, die für mich bei der aktuellen Wetterlage die besten Spots darstellen. Der Kampf durchs Unterholz wurde nach nur 10 Minuten belohnt. Der erste massige Hecht wollte meinen Köder haben. Dummerweise schlug ich einfach zu früh an. Auch bei der 2. und 3. Attacke. Himmel Herrgott. Aber dieser Spot gab wirklich alles, um meine negativen Erinnerungen an ihn zu vergessen. Hier hatte ich nämlich vor einem halben Jahr meine Doiyo Ninjin gefetzt.... 

Wieder zurück. Urplötzlich hörten die Nachläufer auf. Dafür gibt es meiner Ansicht nach nur 4 Optionen. 
1. Der Hecht "kennt" nun meinen Köder. 
2. Der Hecht hat nen anderen Fisch erwischt und ist satt. 
3. Der Hecht hat sich an meinem Köder verletzt. 
4. Der Hecht hat "Besuch" eines grösseren Kameraden bekommen. 
Möglichkeit 1 konnte ich durch Köderwechsel ausschliessen. Punkt 2 war nicht ganz auszuschliessen, doch flüchtende Beute konnte ich nicht ausmachen. Option 3 konnte nicht sein, weil ich die Attacken genau vor meinen Füssen hatte und der Hecht jeweils nur den Schwanz erwischte. Blieb noch die 4. These..... 
Und die bestätigte sich 15 Minuten später. Ein Ruck- och neeee.....Hänger. Der Hänger bewegte sich allerdings im Halbkreis. Zu 95% hatte ich einen Biss ausgemacht. Aber die fehlenden 5% hätten doch ein verhakter Ast sein können.... Vielleicht war es ein Waller? Jedenfalls bewegte sich mein weisser GuFi ohne Fisch in meine Richtung. 
Was es auch war, es war nicht gut gehakt. 

Weitere 15 Minuten später ging ich dazu über, den Grund abzuklopfen. Drum gabs nen Köderwechsel auf den FSI Keitech in bubblegum, weil es ja mit steigender Tiefe auch dunkler wird. Vorher bewegte ich mich im Mittelwasser. Mann, Mann, Mann- Hänger ! Anschlag! 
Wegen der Hänger bewege ich mich "an neuen Ufern" gerne im Mittelwasser. Die Rute unter Druck verspürte ich noch vor dem Beenden meines Gedankens Leben am Ende der Sehne. Gut, dass ich angeschlagen hatte! Sofort begann ich, Druck aufzubauen. Ach Du Gott. Was ist denn hier los?!? Da habe ich schon mit der Yasei Pike Spinning XH sowie der Spro Hypalite eine "schwere Hechtkombo", baue richtig Druck auf und es tut sich grad mal gar nichts. Die Pufferung meiner 0,35 er Mono ausgereizt, sorgten die ersten Kopfschläge des Fischs, den ich noch nicht an der Oberfläche gesichtet hatte, für ein flaues Gefühl in der Magengegend. Sicherheitshalber schlug ich ein zweites Mal an. Der Haken, welcher garantiert in meinem grössten bisher gehakten Fisch war, sollte wirklich sicher hängen! 
Durch den weiteren Anschlag wie angestochen, kam der Fisch an die Oberfläche. Hecht ! Und was für einer ! Mein Adrenalin stieg. Mein Puls pochte so laut in meinem Ohr, dass ich ich in der stillen Winterland keinerlei Umgebungsgeräusche wahr nahm. Hätte der Hecht meiner Rute keine Semiparabolik aufgezwungen,- jeder andere Angler hätte mich als Tremarella-Angler gehalten. Ich zitterte am ganzen Körper!

Hier sieht man es. Perfekt gehakt....Erleichterung!
Einen klaren Kopf bekam ich in dem Moment, als ich sah, wie der Hecht gehakt war. Das ist er! Das ist der Hecht, weswegen ich die letzten 3 Monaten ausschliesslich auf Esox "gejagt" hatte. Spätestens die Kopfbreite verriet mir, dass es sich um nen Meter handeln musste. Etwa doppelt so gross wie bei nem 75 er. Schnell das Handy. Schnell Thomas angerufen. Er wohnt in der Nähe. Mit dem Rad gut 10 Minuten. Mein Anruf glich im Nachhinein betrachtet eher einem Befehl, dem er gottseidank sofort Folge leistete. An dieser Stelle nochmal Entschuldigung und Danke zugleich ! Ich schaute auf die Uhr. 5 Minuten vergingen seit dem Anruf. Wo steckte Thomas? Der Hecht war vor meinen Füssen. 
Die Handykamera bereits aktiviert schnappte ich sie mir und schoss ein paar Bilder mit dem Fisch im Wasser. In diesem Moment schien der Hecht den Grund unmittelbar unter sich registriert zu haben und begann eine derart brachiale Flucht, das ich kaum mit dem lösen der Bremse hinterher kam. Wieder wich die Geräuschkulisse um mich herum meinem Herzschlag. Der Hecht nahm mir gut 20 m Schnur- ich vernahm die normalerweise sehr laute Bremse meiner Hypalite nur noch "aus der Ferne", so sehr befand ich mich im "Tunnel".
Pumpen, einholen, pumpen, einholen.... So einfach ging das nicht ! Jeder Pumpversuch wurde mit einer energischen Flucht quittiert. Mittlerweile krampfte auch mein Arm. Ich hatte für mein erstes Angeljahr schon einige 70-80 er gedrillt, doch diese Mutti toppte alles. Unglaublich, dass 25 cm nen derartigen Unterschied ausmachen. Das kann man echt nicht ganz nachvollziehen, wenn man sowas nicht schon einmal selbst erlebt hat. Verglichen mit den 70 ern hat der die 4-fache Kraft. Und die Biomasse, dass ER die Richtung vorgibt. Ehe ich mich versah, waren nach 10-12 Fluchten gut 10 Minuten verstrichen. Thomas traf ein. Er zählt eher zur Barschfraktion und hatte nicht mit solch einem Ausmass gerechnet. Ich rüttelte ihn wach und er begann , das ganze zu filmen. Ich frag mich ja im Nachhinein echt, wann man mehr ShitStorm von sich gibt. Unter Drogeneinfluss oder beim Drill seines ersten Meters;-). Die Mutti wollte noch 2-3 Mal zeigen, wo es lang geht, bis ich sie zur Landung bereit hatte. 

Mein Kescher war zu klein! Also Kiemengriff. 
Ein Fuss ins Wasser. Egal, für so nen Fisch .... 

Mensch, was war der schwer! Ich frage mich, wie man so nen Fisch noch absichtlich vorstrecken kann. Trotz meiner recht guten Physis war ich durch den Drill so geschwächt, dass ich die Mutti kaum noch halten konnte. Thomas vermass noch schnell den Fisch- dann wogen wir ihn. 105 cm und 11,2 kg. 

 Meine Endorphine senkten sich auch nach 2 "Beruhigungszigaretten" nicht spürbar. Die 3 Km Heimweg schwebte ich förmlich über den Asphalt- das Dauergrinsen war mein Begleiter. 



PS : Mein Gesichtsausdruck auf den Bildern wird eher dominiert durch den Schmerz meiner Muskeln.....
105cm und 11,2 kg

2 Kommentare:

  1. Guten morgen Mirco,

    da sage ich mal ein GANZ Dickes Petri.
    Diesen schönen Hecht von sage und schreibe 105cm,
    hast du Dir sehr hart erarbeite. Es war nur eine Frage der Zeit bis du so einen schöne Fisch landest. Wer so viel am Wasser ist muss früher oder später belohnt werden.
    Noch mal ein Petri zu dem Schönen Hecht und ein dank zu diesem Bericht.

    Super mach weiter so.
    Gruß André

    AntwortenLöschen
  2. Hi Mirco,
    da schließe ich mich meinem Vorredner einfach an:

    GANZ DICKES PETRI zu dem super Fisch

    Harte Arbeit will eben belohnt werden.

    AntwortenLöschen