Dienstag, 14. Mai 2013

Test : BALZER Outlaw Bulletproof Lure 22



Test : BALZER Outlaw Bulletproof Lure 22 




Werbetext des Herstellers :

"Mit der Outlaw Bulletproof (=kugelsicher) Serie ist die Firma Balzer dem Wunsch vieler angelnder Outlaws nachgekommen, auch mittig geteilte Ruten dieser fantastischen Serie aufzulegen und zusätzlich noch längere Modelle zu bringen. Die Ruten aus japanischer IM-10 Diamond Kohlefaser bestechen durch einzigartiges "kugelsichers" Design und perfekten Aktionen. Auch bei diesen Bulletproof Ruten wird der Senso Control Rollenhalter verwendet.

Sehr feine, aber trotzdem schnelle Twitchrute für Barsch und Forelle.
Geeignet für kleine Wobbler und Gummiköder bis 7 cm.
Empfohlene Schnurklasse: 2-5 lbs."



Preis : 109,90 €



Technische Daten :


° Länge der Rute = 2,42 m

° Gesamtgewicht = 155 g
° Wurfgewicht = 7-22 gr
° Beringung = SiC-Ringe; 8 Stk. (Balzer)
° Blank = Carbon; 2-teilig

° Griff = Duplon; zweiteilig
° Rollenhalter = Senso-Control (Balzer)






Eigene Anforderungen : 

Bereits seit Oktober letzten Jahres suchte ich nach einer etwas längeren Alternative zu meiner P&M Concept Streetfishing ( 2,10m / 5-20g ), um auch an Seen bessere Wurfweiten zu erreichen. Durch den Zielfischwechsel vertagte ich das ins Frühjahr - sprich auf jetzt. Nun ist die von mir gewünschte Länge in Kombination mit einer Spitzen- bzw semiparabolischen Aktion ja immer so ne Sache. Entweder eine zu träge Spitze, zu weich in der Mitte, zu teuer für s Einsatzgebiet / Gewässer...
100 Euro waren bei mir da echt die Schmerzgrenze.
Bevorzugte Technik ist ganz klar das Jiggen, weshalb ich eine weiche Spitze, ein ordentliches Rückgrat wegen Hechten sowie im Drill eine Semiparabolik des Spasses / der Sicherheit halber haben wollte. Desweiteren sollte sie mit Gummiködern von 5-10 cm zurechtkommen.
All das bietet die P&M, doch der Blank könnte eben noch 15-20cm länger sein.
In der Outlaw fand ich die Rute, welche zumindest auf dem Papier all meine Kriterien erfüllte.


Persönlicher Test :

Meine Vorfreude auf die neue Outlaw war wirklich gross. Schliesslich sollte es meine neue "Allround - Raubfischkombo" werden. Und da meine Zielfische Barsch, Hecht, Forelle, Döbel und auch manchmal Zander heissen, geht meine Wunschvorstellung an solch eine Rute eher in Richtung eierlegende Wollmilchsau. Und die gibts ja bekanntlich nicht....


43er Bachforelle dank Wurfweitensteigerung
Das Paket in Rekordzeit geöffnet, wurde die Rute nun in Ruhe ausführlichst begutachtet. Weil das Design bekanntlich Geschmackssache ist, muss ich als erstes vorweg nehmen, dass das Orange in Natura bei weitem nicht so grell wie auf den Bildern ist. Dadurch darf man sich im doppelten Sinne nicht "blenden" lassen.
Doch mein Hauptaugenmerk lag auf der Aktion. Alle "bekannten Trockenübungen" wie "Spitze an die Decke" oder "Spitze festhalten" zeigten nur eine Semiparabolik- jedoch keine schnelle und sensible Spitze. Und die hatte ich mir doch so sehr gewünscht.
Dazu kam das für mich verhältnismässig ungewohnt hohe Eigengewicht gepaart mit einem langen Griff. Etwas perplex darüber wanderte mein Blick zwischenzeitlich über den Blank und die Ringe.
JETZT ging mir ein Licht auf. 
Der Spitzenring als auch die zwei davor sitzenden Ringe waren dichter am Blank und enger gerückt, sodass die Schnur dementsprechend auch etwa 8 mm an den Blank "herangezogen wurde. Ohne Umwege wurde die Penzill Spin 1000 ( mit 265g Eigengewicht + Schnur ) angehängt und die Schnur durchgefädelt. Dazu ein 15g Birnenblei und siehe da : die vermisste Spitzenaktion ward gefunden!

Die angehängte Rolle brachte noch einen zweiten Überraschungseffekt. Die Rute schien mir plötzlich sehr leicht. Der Grund war simpel. Die Balance stimmte vollkommen!
Da die Penzill recht schwer für eine 1000 er Rolle ist, holte ich mir noch die Shimano Aernos mit 250g hinzu. Auch hier lag die Rute noch genau ausbalanciert in meiner rechten Hand. Ich wage die Prognose auszusprechen, dass ich sogar auf Rollen mit 230g Eigengewicht runter gehen könnte, ohne eine störende Kopflastigkeit hervorzurufen. 
Zu verdanken ist das auch zum Teil des langen Griffs, den man wunderbar an den Rippenbogen drücken kann. Für mich ein neues Angelgefühl, da ich bisher nur kürzere Varianten nutzte.
Wie auch bereits in den ersten Impressionen geschrieben, kann man demnach Rollen zwischen 230 - 280g ins Auge fassen. Je nach dem, wie man den Rollenfuss greift. Ich z.B. habe 3 Finger vor dem Fuss.

Mein innerer Drang, die Rute am Wasser zu testen, stieg. Nach dem Ende der Hechtschonzeit konnte ich die Rute in Hinblick auf die Köder komplett ausreizen. Hier ein Überblick :

- Jigköpfe : 3-10g
- Gummifische : 3,5-12cm
- Spinner : Grösse 2-4
- Wobbler : 5-9cm
- Blinker : 10-20g

Die ersten Tage fischte ich kleinste Barschköder. Darunter verstehe ich Kopytos in 3,5-5cm und diverse NoActionShads an 3-5 g Jigköpfen. Bereits nach den ersten Würfen wurde klar, dass der 5cm Kopyto am 5g Jig das absolute Minimum ist, wenn man Feedback ( z.B.Grundkontakt ) vom Blank her haben möchte. Damit werden auch schon wirklich sehr ordentliche Wurfweiten erzielt. 25-30m sind drinne.
Richtig wohl fühlte ich mich dann aber, wenn ich am 7,5g Jig nen Swimfish von LunkerCity bzw den Kopyto in 7,5-9cm aufgezogen hatte. Ab dann wird die Rute feinnervig, sodass man Vibrationen in der Schnur wahrnimmt. Das ist für mich persönlich sehr wichtig, weil ich mir einbilde, dadurch Informationen über die Strömungsverhältnisse zu bekommen.
Hecht auf 12 cm Balzer Kauli in blau-transparent-glitter
Als Obergrenze lotete ich einen 10g Jig mit einem Balzer Kauli in 12cm aus. Sein Schwanz erzeugt eher hochfrequentere Schwingungen und nicht den Druck eines Kopytos. Seine schlanke Form spart Gewicht- ohne Jig bringt er es auf 12-13g.
Twitchen lassen sich die GuFis sehr gut bis 9 cm. Der 9,5cm Kopyto hat schon fast eine zu grosse Schaufel. Er ist hart an der Grenze, wenns gegen die Strömung geht. 
Nicht hart- aber an der Grenze befindet man sich bei den Spinnern mit der Grösse 3. Der 4er Mepps ist zu heftig. Entspannt fischt sich die Grösse 3. Ein 1er macht auch keinen Sinn wegen des geringen Eigengewichts. In der Forellenregion, wo man im Wechsel starke Rauschen und ruhigere Bereiche hat, geht ein 2 er Mepps oder ein 3 er Strömungsspinner sehr gut vom Druck her.


Ein 15g Blinker wird beim Auswerfen zum Geschoss. Damit stellt man fast schon jedes auf dem Markt befindliche Walkie-Talkie bezüglich der Reichweite innen Schatten. Was die Führung selbigen angeht, belasse ich es bei der 15 g-Variante wegen der Kontrolle. 

Dass das Thema Wobbler ( noch ) nicht zu meinen Paradedisziplinen gehört, weiss der ein oder andere Leser ja. Drum habe ich auch keine grosse Auswahl am Start.
Topwater / Popper sind bis 7-8 cm gut zu fischen. Auch relativ flach laufende Wobbler ( ca 1 m Tiefe ) gehen bis 7 cm gut. Umfangreichere Aussagen kann ich - da muss ich ehrlich sein - nur an den Haaren herbei ziehen. 

Aktion der Rute verdeutlicht
Kommen wir von den Ködern zurück zur bereits angeschnittenen Aktion. Die Rute hat eine schön schnelle Spitzenaktion, die im Drill in eine agile Semiparabolik über geht. Diese endet an der Steckverbindung, sodass ab dort das für das WG ausserordentlich kräftige Rückgrat beginnt. Ideal für das Barschangeln an Gewässern mit Hecht- und Zandervorkommen. Ein 72 er / 65 er / 60 er Hecht, eine 43 er BaFo inmitten starker Strömung stellte für die Rute absolut keine "Grenzbelastung" dar. Ganz im Gegenteil - hier ist Luft nach oben.
Drillspass entsteht durch das Spitzenteil. "Agil" in dem Zusammenhang soll sagen, dass das Spitzenteil hart genug zur Köderführung ist, aber dennoch ein Ausschlitzen / Aussteigen des Fisches verhindert, indem es sehr zügig in die Semiparabolik wechselt.
Paradebeispiel hierfür war die 43 cm messende Forelle, die ich 40 m unterhalb eines Wehres durch die gesamte Rausche drillen musste. Ebenso Kopfschläge der Hechte, die Fischverlust zur Folge haben können, schluckte sie gut.
Ein riesen Pluspunkt überhaupt - deswegen stiess ich ja auf das Modell -  ist die "Zwischenlänge".
In dieser Preisklasse neigen 2,40m-2,70 m Ruten dazu, Schwabbelstockcharakter zu bekommen. Man ist meist gezwungen, sich entweder für Wurfweite oder bessere Köderführung / Handlichkeit zu entscheiden. Alternativ kann man auch das doppelte des Budgets ausgeben.
Die 2,42 m Länge muss man relativieren. Durch den sehr langen Griff sind es effektiv 2,30 m -2,35 m, die man nach vorn hinaus hat. Für mich persönlich der ideale Kompromiss, da es mehr Wurfweite und gleichzeitig noch eine gewisse Kompaktheit bedeutet. 
Stichwort Länge. Der Foregrip ist weniger lang. Man erreicht wunderbar den Blank mit dem Zeigefinger.


Verarbeitung :

Wie immer zuerst die Spitze. Hier hat man einen herkömmlichen Spitzenring, der einen von 2 Kritikpunkten überhaupt an der Rute darstellt. Von FUJI gibts diese tollen Spitzenringe, welche das "vertüdeln" der Schnur verhindern. Die finde ich prinzipiell bei allen Ruten vorteilhaft- auch hier.
Die restlichen 7 Ringe sind sauber und in einer Flucht angebunden. Extreme Belastungen, wie gehakte Äste ran drillen, konnten den Ringbindungen nichts anhaben.  
Auch der Blank selbst ist gerade hergestellt,- schlägt also nicht in eine Richtung aus. 
An der Steckverbindung gibt es auch nichts auszusetzen. Schlank und lang.

Nach den Ringen findet man den 2. und letzten Punkt, für den die Rute Kritik einstecken muss. Die fehlende Hakenöse. Ich persönlich lege wert auf eine. Andere bevorzugen wohl eher den Ringsteg. 

Foregrip mit Korkabschluss / Senso-Rollenhalter in Rutenfarbe
Als nächstes widmen wir uns dem zweigeteilten Duplongriff. Dieser neigt nicht zum "verspecken". Optisch gefällt er mir von Tag zu Tag besser und zweckmässig sowie bequem ist er auch. Ihn schmückt auch ein Abschluss aus "Korkgummi". Ich mags optisch - und der Bisserkennung halber sehr! 
Am griffigen Senso-Rollenhalter gibt es auch wenig zu bemängeln, ausser, dass ich das Gewinde leicht mit Vaseline eingerieben habe, um das Knackgeräusch unter Belastung zu beseitigen. Ist aber ein Problem vieler Rollenhalter.


Fazit : 

Wer an der Lahn angelt, kennt es nur zu genüge. Den einen Tag beissen die Hechte - am anderen die Barsche. Und die im Vorfeld getroffene Rutenwahl ist so im Nachhinein eh immer falsch... Drum braucht man als aktiver Spinnangler eine Gerte, mit der man halbwegs flexibel ist. 

5-12 cm GuFis, 2-3 er Spinner, Wobbler von 5-10 cm. All das sollte je nach Strömungsstärke möglich sein. 
Handlichkeit gepaart mit einer gewissen Wurfweite ist gerade in urbanem Gelände oder Unterholz wichtig. Kann man den Köder an vielversprechenden Stellen nicht ins Wasser bringen, bleibt der Erfolg eben nunmal aus.
Und genau an meinen bisher mit der P&M Concept Streetfishing festgestellten Grenzen spürt man die Vorteile dieser Rute. 5-8 m mehr Wurfweite und bessere Köderführung an bewachsenen Ufern durch den 20 cm längeren Blank. Dazu eine minimal straffere Aktion, die auch einen schlanken 12 cm GuFi mit nem 10g Jig zulässt. 
Kurzum ergeben mehr Spots und ein grösseres Köderspektrum ein besseres Fangergebnis! 

Mein absoluter Favorit, wenn ich den Mittelweg zwischen Barsch und Hecht wähle

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